PORTRAIT EHRENMITGLIED

Nur Beharrung führt zum Ziel

Prof. Johannes Lammer im Portrait

Johannes Lammer, geboren 1951 in Wien, war Leiter der Abteilung für Kardiovaskuläre und Interventionelle Radiologie und stellvertretender Klinikdirektor der Wiener Universitätsklinik für Radiologie und Nuklearmedizin. Beim 98. Deutschen Röntgenkongress / 8. Gemeinsamen Kongress der DRG und ÖRG in Leipzig verleiht die Deutsche Röntgengesellschaft diesem beharrlichen und zielstrebigem Interventionsspezialisten die Ehrenmitgliedschaft.

Manchmal muss man eben seine Träume über Bord werfen. Aber das müsse einem gar nicht leidtun, sagt Johannes Lammer. Er habe es auch nie bereut, dass er den Traum, an der Wiener Filmakademie zu studieren, aufgegeben hat: Aufgegeben für ein Versprechen der österreichischen Bundesregierung.

Prof. Dr. Johannes LammerProf. Dr. Johannes LammerAls Johannes Lammer im Sommer 1970 sein Abitur in der Tasche hat, erklärt die Regierung, dass jungen Männern die Wehrpflicht erlassen wird, wenn sie ein Medizinstudium beginnen. Das lässt sich Johannes Lammer nicht zwei Mal sagen. Medizin und Film: Die beiden Berufsfelder mögen in den Köpfen von vielen weit auseinander klaffen. Nicht jedoch für Lammer. Kultur oder Medizin waren die möglichen Berufsfelder, die er sich sehr gut für sich vorstellen konnte. Nun wurde ihm die Entscheidung eben leicht gemacht. Warum denn auch nicht?

Ohne zurückzuschauen steigt Lammer tief in die Welt der Medizin ein. Er will den Weg in den Fachbereich Urologie einschlagen und absolviert eine Famulatur bei Professor  Hohenfellner in Mainz, der ihm erklärt, dass er bei Urologie unumgänglich Chirurgie im Gegenfach belegen muss. Gut, kein Problem. Lammer sucht sich dafür einen Ausbildungsplatz an einem kleinen Krankenhaus in Bregenz, an dem es möglich ist, als junger Doktor bei vielen Operationen anwesend zu sein und dabei viel lernen zu können. Der Weg scheint geebnet.

Doch plötzlich steuert der Zufall Johannes Lammer in eine andere Richtung: Er lernt den Chefarzt der Radiologie Primarius Oser kennen. Er wird zum Vorbild und begeistert Lammer für das Fach des Wilhelm Conrad Röntgen. Primarius Oser prägt den jungen Arzt. Gemeinsame Ausflüge in die Berge zum Skifahren oder an den See zum Segeln stärken die Freundschaft sowie Lammers Wunsch, doch eher in die Radiologie zu gehen. Schicksal, Zufall – man mag es nennen wie man will – in Bregenz jedenfalls wurde der Grundstein für Johannes Lammers weiteren Werdegang gelegt.

Er ist angekommen in der Radiologie. Seinen Schwerpunkt findet er schließlich während seiner Ausbildung in den USA: Es ist 1982 und die Frühzeit der Computertomografie. Zu der Zeit wartet man in Philadelphia dringend auf die Lieferung eines neuen CT-Geräts. Johannes Lammer lernt indessen andere Bereiche der Klinik kennen und lässt sich von der amerikanischen Offenheit und dem Forschergeist an der University of Pennsylvania, Philadelphia inspirieren. Dabei entdeckt er auch die Interventionelle Radiologie. Sie fasziniert ihn von Beginn an – und klärt mit seinem Chef auf unkompliziertem Wege, dass er vom CT ab- und an die Interventionen von nun an näher heranrücken möchte. Er darf‘s und tut’s.

Lammer merkt früh, dass dies genau die richtige Entscheidung war – und die wurde ihm diesmal nicht abgenommen. Er ist stolz, dass er in den USA seinen Weg zu den Interventionen gefunden hat. Der direkte Kontakt zum Patienten und die Erfolgserlebnisse bei der Therapie begeistern ihn immer mehr für das Fach. Und nun gibt es kein Zurück mehr.
Die Filmakademie-Idee liegt lange zurück und ist vergessen. Inzwischen hält er Gastvorträge in Harvard und Boston, von 1992 bis 2015 war er Leiter der Abteilung für Kardiovaskuläre und Interventionelle Radiologie an der Universitätsklinik für Radiologie in Wien. Was ihn auf diesen Posten und generell diesen Platz in seinem Leben gebracht habe, sei nicht nur sein Interesse an der Wissenschaft, sondern vor allem seine Beharrlichkeit, sagt Lammer. Die Filmakademie wird diesen klugen Kopf zwar vermissen, aber der Radiologie gewiss gönnen.

Snapshot-Questions:

Wie fühlt es sich an, Ehrenmitglied der DRG zu werden?
Ehrenmitglied der DRG zu werden ist schon etwas ganz besonderes. Ich habe eine sehr intensive Bindung zur DRG, habe eine herzliche Freundschaft mit vielen deutschen Radiologen, war ja einmal Ko-Herausgeber der RÖFO, habe die Röntgenvorlesung 2008 halten dürfen und war Ko-Präsident des Deutschen Röntgenkongress / Gemeinsamen Kongresses der DRG und ÖRG im Jahr 2014.

Was ist Ihre Geheimformel für Erfolg?
Fleiß und Beharrlichkeit gewürzt mit einer Prise "Wiener Schmäh".

Wann sind Sie im Job rundherum mit sich zufrieden?
Wenn ich einem/einer jungen Assistenten/in eine komplexe Intervention assistiert habe und er/sie diese mit Geschick und Verstand gemeistert hat.

veröffentlicht am Montag, 8. Mai 2017

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