INTERVIEW Forum RöV

Forum RöV: Alles neu? - Was bringt das erste Strahlenschutzgesetz für die deutsche Radiologie?

Das Forum Röntgenverordnung hat eine lange Tradition beim Deutschen Röntgenkongress. Beim diesjährigen RöKo wird im 22. Forum RöV das erste Strahlenschutzgesetz Deutschlands diskutiert. Wir haben mit Dipl.-Ing. Horst Lenzen gesprochen, der dem Forum vorsitzt und die Hintergründe kennt.

DRG: Herr Lenzen, im Jahr 2017 will der Bundestag das erste Strahlenschutzgesetz in Deutschland verabschieden. Warum jetzt und nicht schon früher?

Dipl-Ing. Horst LenzenDipl-Ing. Horst LenzenLenzen: In der Tat hat die EU ihre neue Grundnorm bereits im Dezember 2013 herausgegeben. Diese neue Richtlinie im Strahlenschutz sollte einerseits viele einzelne Richtlinien zusammenfassen und andererseits neuesten Erkenntnissen im Strahlenschutz gerecht werden. EU-Richtlinien können allerdings nicht Eins-zu-eins in nationales Recht übernommen werden. Hierzu ist ein komplexer Gesetzgebungsprozess notwendig. Das Bundeskabinett hat nun im Februar 2017 den Entwurf zur Beratung an den Bundestag weitergereicht. Wir rechnen mit einer Verabschiedung im Sommer 2017. Damit wird sich aber noch keine Änderung im radiologischen Leben ergeben, da das Gesetz vermutlich erst 2018 in Kraft treten wird.

Welche Änderungen ergeben sich aus dem neuen Gesetz für die Bereiche Medizinphysik und Radiologie?

Wie bei jeder Gesetzesnovelle gibt es eine Vielzahl kleiner Änderungen. Relevante Änderungen ergeben sich durch die Einführung der individuellen Früherkennung, einer Meldepflicht bei Dosisüberschreitungen und der Einführung des Medizinphysikexperten in der Röntgendiagnostik. Während bisher eine radiologische Früherkennung ausschließlich im Rahmen des Mammographiescreenings statthaft ist, schafft das neue Gesetz Freiräume für künftige Erweiterungen. Im Gegensatz dazu könnte die Meldepflicht bei Dosisüberschreitungen zu Belastungen für die einzelnen Praxen oder Kliniken führen. Künftig müssen zudem Medizinphysikexperten für die Optimierungen in den Bereichen CT und Interventionen bereitstehen. Für die Medizinphysik in Deutschland bedeutet dies eine erhebliche Herausforderung, da in den nächsten Jahren eine ausreichende Zahl junger Medizinphysiker die Weiterbildung durchlaufen muss. Außerdem wird die Einführung des neuen Grenzwertes für die Augenlinse von 20 mSv pro Jahr einige Interventionsabteilungen vor erhebliche Probleme und zusätzliche Investitionen stellen.

Welche Experten werden auf dem Podium des 22. Forum RöV sitzen?

Wir haben Experten aus vielen verschieden Bereichen eingeladen. Darunter der DRG-Präsident, Prof. Dierk Vorwerk und der Vorsitzende des Berufsverbandes Dr. Detlef Wujciak die Radiologie in Deutschland vertreten. Mit Frau Dr. Bock ist eine bewährte Vertreterin des Ministeriums für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit (BMUB) als eine der Macherinnen des Gesetzes dabei. Das Bundesamt für Strahlenschutz wird durch Herrn Dr. Griebel vertreten. Neu ist dieses Jahr, dass wir in jeden Themenblock mit einem Kurzreferat einsteigen werden. Dieser Part wird von der Referatsleiterin im BMUB, Frau Dr. Keller übernommen. Auch das Moderatorenteam wurde in diesem Jahr stark verjüngt. Erstmals dabei wird Dr. Jürgen Westhof aus Kassel sein. Er leitet den AK Röntgenverordnung des Länderausschusses und wird als Insider nicht zurückschrecken, auch unbequeme Fragen in die Diskussion zu bringen.

Können die Besucher des Forum RöV noch etwas zur Formung des Gesetzes beisteuern?

Der Gesetzentwurf ist fertig und hat das Kabinett erfolgreich passiert. Allerdings folgen in den nächsten Monaten die deutlich detailreicheren Ausführungsbestimmungen. Diese sind sehr wohl noch zu beeinflussen. Deutliche Meinungsäußerungen im Forum können also durchaus noch die Wirkung des Gesetzes verändern. Das Publikum ist also, wie in jedem Jahr, aufgerufen, seine Meinung in die politischen Gremien zu tragen!

Vielen Dank für das Gespräch!

veröffentlicht am Mittwoch, 19. April 2017

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